21 Juni Nachruf von Kurt-Michael Westermann
Unverhoffte Treffen und aussichtslose Verabredungen
Kaum das erste mal in Wien und schon war ich bei Dir in der Wohnung. Zufall? Sicher – davon gibt es viele.
Theater war das Thema, dass uns alle vereint hat. Das nahe Max-Reinhardt-Seminar unser Treffpunkt, die Fotografie unsere Zusammenarbeit.
So intim diese auch ist, ergründen konnte ich auch damit Dich nur intuitiv – immerhin – doch erst heute ist mir aufgefallen,
nach dem Lesen Deines Buches “Und trotzdem lebe ich”, wieso Du Dich mir so anvertraut hast, wie ich Dich ablichten konnte:
voller narzisstischer Phantasie und elegischem Zweifel – melodramatisch, aber glaubhaft.Ein ungeduldiger Philosoph suchte nach
lebensbedeutendem Ausdruck und Du liessest keinen Versuch aus Dich dieser Aufgabe selbstverliebt für die Liebe darstellend einzusetzen.
Ich hab‘ Dich genommen wie Du warst, wir wurden keine festen Freunde, aber uns haben Erinnerungen und Vertrauen immer,
trotz jahrelangen Vergessens, wieder sofort wie selbstverständlich verbunden: Es begann in Wien im Dramatischen Zentrum (Zorn),
der LP Deiner Lieder und Dein Solo in der Maria Rotunden-Kirche (Hofmannsthal), dann in Neuss am Rhein und viel später bei
Deiner Inszenierung mit Domenica in der Kunsthalle Hamburg bis zu unserer letzten überraschenden Begegnung im Museum Angewandter Kunst
wieder in Wien 2015: Herzlich, abgeklärter, aber wie immer begeistert und vertraut – nach all den Jahren – haben wir uns für ein Treffen
und eine eventuelle Ausstellung in Deinem Café Einstein in Berlin verabredet. Dazu kam es nicht mehr – leider!
Dein Auftritt war allemal großartig!
Michael
Kurt-Michael Westermann, Hamburger Fotograf
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